Barrierefreies Bad im Altbau: Planung, Normen, Kosten und Umsetzung auf 6-8 m²

Barrierefreies Bad im Altbau: Ziele, Maße und Normen

Ein barrierefreies Bad im Altbau ist machbar, wenn Maße, Abdichtung und Technik sauber geplant werden. Ziel ist eine sichere, rutschhemmende, stolperfreie Nutzung mit ausreichend Bewegungsflächen. Auf 6-8 m² braucht es klare Prioritäten und intelligente Produkte.

Orientiere dich an DIN 18040-2. Wichtige Eckdaten: bodengleiche Dusche ideal ab 120 x 120 cm, Bewegungsfläche vor WC und Waschtisch je 120 x 120 cm (rollstuhlgerecht 150 x 150 cm), Türlichte mindestens 80 cm, besser 90 cm. WC-Sitzhöhe 46-48 cm, Waschtisch-Oberkante 80-85 cm, Haltegriffe belastbar bis 120-150 kg.

Rutschhemmung ist Pflicht: im Duschbereich Klasse R10 B oder höher, außerhalb mindestens R10. Plane Gefälle zur Entwässerung mit 1-2 %, ohne Kanten. Wände im Duschbereich benötigen vollflächige Abdichtung nach DIN 18534. Armaturen mit Verbrühschutz bei 38 °C erhöhen Sicherheit.

Micro-BOM - barrierefreies Bad 6-8 m² (Orientierungspreise DE)

• Bodengleiches Duschelement 120 x 120 cm mit Duschrinne: 600-1.200 EUR
• Rutschhemmende Fliesen R10 B, 20-60 m² inkl. Wand: 900-2.400 EUR
• Untergrund, Abdichtung, Dichtbänder, Manschetten: 350-700 EUR
• Thermostat-Armatur, Brausestange, Handbrause: 200-600 EUR
• Glasabtrennung teilstationär, 90-120 cm, ESG: 600-1.200 EUR
• Erhöhter WC-Keramik + Unterputz-Spülkasten: 600-1.200 EUR
• Waschtisch unterfahrbar + schwenkbarer Spiegel: 300-800 EUR
• Haltegriffe, Stützklappgriffe, Duschsitz: 250-800 EUR
• Elektrik IP44, Leuchten, Steckdosen, FI-Schutz: 300-900 EUR
• Handwerkerlohn (Sanitär, Fliese, Elektro, Trockenbau): 5.000-10.000 EUR

Bestandsaufnahme und Planung in 5 Schritten

1. Messen und Bewegungsflächen klären

Erfasse lichte Maße, Türanschlag, Fenster, Heizkörper, Schächte. Markiere am Boden Bewegungsflächen: vor WC und Waschtisch 120 x 120 cm, vor Dusche 120 x 120 cm. Prüfe, ob Überlagerungen möglich sind (z. B. Bewegungsfläche vor WC und Waschtisch teilweise gemeinsam).

2. Leitungen, Gefälle und Abfluss prüfen

Wichtig im Altbau: Abflussrohr-Durchmesser und Fallstrang-Lage. Für bodengleiche Duschen benötigst du mind. DN 50 Ablauf, besser DN 70 bei großen Rinnen. Miss Aufbauhöhe: benötigter Bodenaufbau für Duschelement, Abdichtung, Fliese meist 60-90 mm. Bei Holzbalkendecken prüfe Tragfähigkeit und Schallschutz; ggf. Trockenelemente mit geringer Aufbauhöhe nutzen.

3. Tür, Schwellen und Bewegungsrichtung

Baue Schwellen ab. Ersetze die Tür durch eine 90 cm Tür mit flachem Übergang, ideal als Schiebetür in oder vor der Wand. Tür muss nach außen öffnen oder als Schiebelösung ausgeführt sein, damit sie im Notfall nicht blockiert wird.

4. Wände verstärken

Haltesysteme brauchen tragfähigen Untergrund. Plane OSB- oder Multiplex-Verstärkungen hinter Fliesen in den Bereichen WC, Dusche und Waschtisch. So lassen sich Haltegriffe (seitlich am WC, diagonal in der Dusche) und ein klappbarer Duschsitz sicher verschrauben.

5. Recht, Lärm, Nachbarn

Abdichtung nach DIN 18534 ist Pflicht. Informiere in Mehrfamilienhäusern Nachbarn über Lärm- und Wasserabsperrzeiten. Setze auf staubarme Sanierung mit Schutzwänden, Reißverschlusstüren und Luftreinigern. Elektrik: FI-Schutzschalter 30 mA, IP-Schutzbereiche beachten.

Raumlayouts auf 6-8 m²: funktional und sicher

Layout A - 6 m², rechteckig 2,2 x 2,7 m

• Duschzone 120 x 100 cm am Stirnende, Rinne an der Wand, Glas-Faltabtrennung 90 cm.
• Waschtisch 60 cm gegenüber Tür, unterfahrbar, Spiegel 70 x 90 cm kippbar.
• WC seitlich versetzt, Sitzhöhe 46-48 cm, seitlicher Stützklappgriff, 85-90 cm Montagehöhe Griff.
• Heizkörper als Handtuchwärmer an kurzer Wand, Abstand 60 cm zur Bewegungsfläche.

Layout B - 7,5 m², mit Nische

• Nische für bodengleiche Dusche 120 x 120 cm mit wandnaher Rinne, integriertes Nischenregal 30 x 60 cm.
• Waschtisch 80 cm mit Auszug, seitlich 30 cm Freiraum für Rollator.
• Wandhängendes WC mit 70 cm Ausladung, beidseitige Haltegriffe mit 70 cm Griffabstand.
• Schiebetür 90 cm vor der Wand spart Platz.

Layout C - 8 m², quadratisch

• Große Duschzone 140 x 120 cm, fester Glasteil + klappbarer Teil für Pflegeassistenz.
• Waschtischkonsole 100 cm, zwei Armaturen optional, Spiegelbeleuchtung blendfrei.
• WC mit Dusch-WC-Aufsatz, Steckdose 30 cm links oder rechts, Spritzbereich beachten.
• Abstellnische 40 cm breit für Hygieneartikel, griffbereit in 90-120 cm Höhe.

Materialwahl: Rutschhemmung, Reinigung, Langlebigkeit

• Bodenfliesen: R10 B im Duschbereich, matte Oberfläche, Format 30 x 60 cm oder 20 x 20 cm für sauberes Gefälle. Fugen 3-4 mm, zementär mit Hydrophobierung.
• Wand: matte Feinsteinzeugfliesen 30 x 90 cm oder Putz mit Fliesen im Nassbereich. Helle, homogene Töne verbessern Sichtkontrast mit dunklen Griffen.
• Duschablauf: Rinne mit abnehmbarem Haarsieb, Revisionszugang von oben. Gefälle 1-2 % gleichmäßig.
• Armaturen: Thermostat mit Heißwassersperre, gut greifbare Hebel, Kontrast zum Untergrund.
• Griffe: Edelstahl satiniert oder pulverbeschichtet, Durchmesser 30-35 mm, belastbar, mit verstärktem Untergrund.
• Glas: ESG 8 mm, Teilklapp für Zugang, untere Dichtlippe austauschbar. Alternativ Duschvorhang mit beschwerter Kante - kostengünstig und flexibel.

Technik und Installation: Wasser, Strom, Abdichtung

• Abdichtung: Flüssigfolie 2-lagig oder Abdichtbahn plus Dichtmanschetten an Durchdringungen. Wand-Duschbereich Belastungsklasse W2-I im Altbau besonders sorgfältig ausführen.
• Entwässerung: Mindestgefälle 1-2 %, keine Gegenkehlen. Duschrinne quer zur Hauptgehlinie, damit kleine Formate an der Rinne liegen.
• Schallschutz: Entkoppelte Montageelemente für WC und Waschtisch. Schallschutzstreifen unter Profilen.
• Heizung: Niedertemperatur-FBH im Duschbereich möglich, aber auf Trocknungszeit achten. Alternativ großer Handtuchheizkörper 120-180 cm.
• Elektrik: IP44 in Zone 2, Leuchten 3000-3500 K, CRI 90+, Spiegel mit Antibeschlag. Mind. 2 Steckdosen außerhalb Zone 2, höhenversetzt.
• Lüftung: Fenster mit Kippfunktion oder Abluftventilator mit Nachlauf 15-30 min und Feuchtesensor.

Budget, Förderungen und smarte Einsparungen

Realistische Gesamtkosten für 6-8 m² im Altbau: 12.000-25.000 EUR. Kostentreiber sind Leitungsanpassungen, Abdichtung und Glas. Spare, ohne Sicherheit zu gefährden:

• Großformatige Wandfliesen begrenzen Fugenarbeit, aber nutze kleinere Bodenformate im Duschbereich für Gefälle.
• Duschvorhang statt Glas spart 500-1.000 EUR, wenn Pflegezugang häufig nötig ist.
• Standardfarben bei Fliesen und Sanitär reduzieren Materialpreise und Lieferzeit.

Förderungen in Deutschland:

• Pflegekasse: Zuschuss bis 4.000 EUR je pflegebedürftiger Person für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen (§40 SGB XI), kumulierbar im Haushalt.
• KfW Barrierereduzierung: Zuschüsse waren zeitweise verfügbar. Prüfe aktuelle Programme vor Start; Budget oft schnell ausgeschöpft.
• Steuerbonus: 20 % der Lohnkosten für Handwerkerarbeiten, max. 1.200 EUR pro Jahr von der Steuer absetzbar.
• Länder- und Kommunalprogramme: regional prüfen, z. B. soziale Wohnraumförderung, Seniorenprogramme.

Ablauf und Zeitplan: So läuft die Sanierung

• Woche 0: Detailplanung, Bemusterung, Liefertermine sichern. Staubschutzkonzept, Wasser- und Stromabschaltungen ankündigen.
• Woche 1: Rückbau, Entsorgung, Untergrundprüfung. Rohinstallation Sanitär und Elektro. Verstärkungen in Wänden einbauen.
• Woche 2: Estrich- oder Trockenelemente, Abdichtung vollständig, Duschrinne setzen, Dichtheitsprüfung.
• Woche 3: Fliesenarbeiten, Verfugung, Silikonfugen. Montage Sanitärkeramik, Armaturen, Griffe, Glas. Elektro-Endmontage.
• Puffer: Trocknungszeiten je nach System 24-72 h. Gesamtdauer realistisch 3-4 Wochen inkl. Trocknung und Puffer.
• Abnahme: Gefälletest mit Wasser, Dichtheitsprotokoll, Funktionstest aller Armaturen, Elektrik-Prüfung, Reinigungs- und Pflegehinweise.

Typische Fehler und wie du sie vermeidest

• Zu wenig Bewegungsfläche: Layouts konsequent am 120 x 120 cm Raster ausrichten und Überlagerungen sauber planen.
• Falsches Gefälle: Unter 1 % staut Wasser, über 2,5 % wird es rutschig. Mit Richtlatte und Keilschiene arbeiten.
• Keine Wandverstärkung: Haltegriffe nur in verstärkten Bereichen montieren. Nachträgliches Aufdübeln in Porenbeton hält oft nicht.
• Glänzende, glatte Fliesen: Auf matte, strukturierte Oberflächen setzen, R-Klasse beachten.
• Fehlende Revisionsmöglichkeiten: Duschrinne und Spülkasten mit Zugang planen.
• Blendende Beleuchtung: Keine Spots direkt über dem Spiegel; seitliche, blendarme Beleuchtung bevorzugen.

Nachrüstlösungen ohne Komplettumbau

• Niedrige Duschwanne 3-4 cm mit Schwallschutzprofil als Zwischenlösung. Rampe 5-8 mm zur Überbrückung kleiner Kanten.
• Aufsteckrahmen für WC zur Erhöhung auf 46-48 cm Sitzhöhe, später austauschbar gegen festes Wand-WC.
• Klemm- oder klebende Haltegriffe nur als Übergang, wenn Schraubmontage nicht möglich ist; Tragfähigkeit kritisch prüfen.
• Duschsitz klappbar an Schiene befestigt, in tragfähiger Wand montieren.
• Antirutsch-Beschichtungen in der Dusche als Sofortmaßnahme; Haltbarkeit 1-3 Jahre, dann erneuern.

Podsumowanie

• Maße nach DIN 18040: 120 x 120 cm Bewegungsflächen, Türlichte 90 cm anstreben.
• Bodengleiche Dusche mit R10 B Boden, Gefälle 1-2 %, Abdichtung DIN 18534.
• Wände in Griff- und Sitzbereichen verstärken, Griffe auf 85-90 cm Höhe.
• Budget 12.000-25.000 EUR, Pflegekasse-Zuschuss prüfen.
• Sanierungsablauf in 3-4 Wochen mit klarer Abnahme und Revisionszugängen.

FAQ

Brauche ich eine Baugenehmigung für ein barrierefreies Bad?

In der Regel nicht. Es sind Instandsetzungsarbeiten. Bei Eingriffen in tragende Bauteile oder Leitungsstränge des Hauses Abstimmung mit Eigentümergemeinschaft und ggf. Statik erforderlich.

Geht eine bodengleiche Dusche im Altbau mit Holzbalkendecke?

Ja, mit leichten Trockenelementen und angepasster Entwässerung. Tragfähigkeit prüfen, Brand- und Schallschutz beachten. Einbau von oben mit flacher Rinne und Abdichtbahnen ist gängige Praxis.

Welche Fliesengröße ist für rutschfeste Duschen sinnvoll?

Kleiner bis mittlerer Boden: 20 x 20 cm oder 10 x 10 cm, da sie das Gefälle besser abbilden. Wichtig ist die Rutschhemmung R10 B und eine matte, strukturierte Oberfläche.

Wie lange ist das Bad unbenutzbar?

Realistisch 2,5-4 Wochen, abhängig von Trocknungszeiten, Materiallieferungen und Koordination der Gewerke. Eine Ausweichmöglichkeit einplanen.